Frieren für einen guten Zweck 👑
In der 19. Ausgabe vom November/Dezember 2011 berichtete das Magazin "2 x Rheinfelden" über den Einsatz der Drei Könige für den Kinderhort Zottelbär. Ich bin seit Beginn mit dabei und per Zufall wurden die Fotos für den Artikel gemacht, als unser Team mit Felix Lötscher, Stefan Müller und mir (vlnr) vor dem Rathaus stand.
Die Drei Könige in der Marktgasse stehen (auch) für die Stadt Rheinfelden
Die Drei Könige sammeln seit fast 20 Jahren für den "Zottelbär"
Vor allem die feierlichen, schweren Gewänder waren es, die mich sofort gefesselt haben, als sich die Drei Könige zum ersten Mal in der Rheinfelder Marktgasse stehen sah. Orientalisch üppiges, royales Tuch, wenn man so will. Da und dort bestickt oder fein golddurchwirkt. Ausladende Turbane mit schimmernden Talmi-Edelsteinen. Ein Hauch Tausendundeinenacht und eher weniger Fricktal, Rheinfelden 2010. Drei Männer standen bewegungslos auf ihrem Podest und blickten mich an, ohne mich anzusehen. Dass das voluminös auskragende Gewand seinen Grund hatte, habe ich erst später erfahren, als ich dem Sachverhalt "Drei Könige" schliesslich auf den Grund ging: Wer in unseren Breiten im Winter zwei Stunden still stehend an einem Ort ausharren will, muss sich drunter und drüber warm anziehen. Orient hin oder her.
Die Lösung kam übers Internet, denn natürlich sind die Drei Könige längst auch im globalen Netzwerk vermerkt Sie stehen als Stichwort und ganz real für den Kinderhort .Zottelbär", der seit 1992 Rheinfelder Kinder hütet und in den Anfangszeiten finanziell nicht üppig ausgestattet war. Man musste Geld sammeln, um die hilfreiche neue Einrichtung zu unterstützen, das war klar. Das "Wie" war allerdings weit weniger geklärt Marianne Schärrer, die damals in Basel arbeitete, hatte den zündenden Einfall - exakt passend zur Zähringer-Habsburgerstadt: Drei Könige könnten es richten, und Charlotte Burkhard ging daran passende Männer zu suchen.
Man begann mit einem ersten kleinen Team, improvisierte, überredete Freunde oder Bekannte, lernte dazu und staunte über den stetig anhaltenden Erfolg. 2012 werden es schier unglaubliche 20 Jahre sein, dass die brillante Idee gehalten hat. Die Drei Könige sind zu einem Symbol der Rheinfelder Adventszeit geworden, sie stehen für ein unkonventionelles Sozialwerk, das in diesen zwei Jahrzehnten eine enorme Summe zum Wohl der Kinder gesammelt hat Sie stehen in all ihrer Pracht aber auch für Rheinfelden, die kleine Stadt, die in der vorweihnachtlichen Zeit noch einmal so richtig stimmig zu sich selbst kommt.
Welch ein Glück, dass Marianne Schärrer sehr gut nähen kann. All die morgenländische Kostbarkeit auf dem kleinen Podest stammt aus ihrer Hand. Sie liebt schöne (Vorhang)Stoffe und ist erst dann zufrieden, wenn die Kleider "würdevoll aussehen" und den Männern jene warm ausgepolsterte Entrücktheit verleihen, an der man als eiliger Einkaufs-Passant schlicht und einfach nicht vorbeikommt.
Mindestens einen Franken (oder oft auch Euro) ist das Rätsel wert, wenn nicht gar zwei oder fünf, was durchaus vorkommt Die Münze landet im Kupferkessel, die drei Orientalen rühren sich, stossen ihren schmucken Hirtenstab ein bisschen ruppig aufs Podest und verneigen sich unisono. Hundert Mal pro Einsatz, wenn die Passanten geizig sind. Mehrere hundert Mal, wenn das "Geschäft" gut läuft. Vor allem die Kinder staunen und lassen sich kaum fortziehen von den Weisen aus dem fernen Orient Denen huscht dann schon mal ein leises Lächeln über die regungslosen Mundwinkel.
Der Organisationsaufwand ist enorm, das kann man sich denken. Charlotte zählt auf: ,,36 Männer zwischen 24 und 70 teilen sich jeweils zu dritt die zweistündigen Auftritte." Oft sind es Freunde, die an der Königsrolle im Team ihren Spass haben und immer in der gleichen Besetzung teilnehmen. Aber das heisst: Es muss einen stattlichen Vorrat von schönen Gewändern und noch mehr Hüte geben, denn die wenigsten Männer haben die gleiche Statur, die gleiche Hutgrösse.
Oft heisst es in letzter Minute nachbessern, weil ein Kandidat nicht kann und der herbeigemailte Ersatzkönig einen neuen passenden Turban braucht Marianne Schärrer hat auch dann Geduld und Freude, wenn es knapp kommt. Sie naht und stickt und findet immer wieder ein kleines Juwelchen, das aus einem schlichten Gardinenturban ein unschätzbares Kunstwerk aus dem Morgenland werden lasst.
Dass am ersten Advent drei Stadtrate aufs Podium gehen ist eine schöne Tradition, welche die Organisatoren auch ein wenig stolz macht. Alles ist Ja vollkommen freie Eigeninitiative, ohne ein Vereins- oder Gruppengefüge im Hintergrund. Und alles ist geschenkt, denn der Reinerlös fliesst in vollem Umfang in den Zottelbär. Die Stoffe für die Roben, die Arbeit, die Schminke, der Königswein nach dem jeweiligen Aktschluss und sogar der Kupferkessel für die Münzen - alles basiert ganz und gar auf Sponsoring.
Hoch erfreut ist das Team über die Tatsache, dass sich die Könige heute im Rathaus umziehen und schminken können. Die "Ankenwaage" bietet den schlicht idealen Rahmen als Künstlergarderobe, Rückzugsort und Catering-Zentrum.
„Das hatten wir jahrelang in unserem Haus im Städtli". erzahlt Charlotte Burkhard schmunzelnd und erinnert sich, dass die adventlichen Nachsitzungen am späten Samstag- oder Sonntagabend entsprechend lang und gesellig ausfielen. Sich an den Adventswochenenden etwas anderes vorzunehmen, das hat sich die Familie Burkhard ohnehin schon langst abgewöhnt, denn die Drei Könige gehen einfach vor.
Immerhin, seit einiger Zeit wurde das Organisationsteam erweitert und zwei Frauen übernehrnen jeweils ein Wochenende Drei-Königs-Dienst Die Einsatzplanung läuft aber weiterhin bei Charlotte Burkhard zusammen. Sie erstellt im Herbst eine punktgenaue Terminliste und reagiert auch im Fall von Problemen sofort Sogar Könige haben ja dies und das und nicht immer frei.
Und so sind die wechselnden drei Herren zu einem unverzichtbaren Vor-Weihnachtsgeschenk für Rheinfelden geworden. Und für die Kinder des Zottelbärs ein Segen. Bleibt uns zu sagen: Herzliches Dankeschön, und bitte warm anziehen für die nächste kalte Jahreszeit. Rk
Die Drei Könige sammeln seit fast 20 Jahren für den "Zottelbär"
Vor allem die feierlichen, schweren Gewänder waren es, die mich sofort gefesselt haben, als sich die Drei Könige zum ersten Mal in der Rheinfelder Marktgasse stehen sah. Orientalisch üppiges, royales Tuch, wenn man so will. Da und dort bestickt oder fein golddurchwirkt. Ausladende Turbane mit schimmernden Talmi-Edelsteinen. Ein Hauch Tausendundeinenacht und eher weniger Fricktal, Rheinfelden 2010. Drei Männer standen bewegungslos auf ihrem Podest und blickten mich an, ohne mich anzusehen. Dass das voluminös auskragende Gewand seinen Grund hatte, habe ich erst später erfahren, als ich dem Sachverhalt "Drei Könige" schliesslich auf den Grund ging: Wer in unseren Breiten im Winter zwei Stunden still stehend an einem Ort ausharren will, muss sich drunter und drüber warm anziehen. Orient hin oder her.
Die Lösung kam übers Internet, denn natürlich sind die Drei Könige längst auch im globalen Netzwerk vermerkt Sie stehen als Stichwort und ganz real für den Kinderhort .Zottelbär", der seit 1992 Rheinfelder Kinder hütet und in den Anfangszeiten finanziell nicht üppig ausgestattet war. Man musste Geld sammeln, um die hilfreiche neue Einrichtung zu unterstützen, das war klar. Das "Wie" war allerdings weit weniger geklärt Marianne Schärrer, die damals in Basel arbeitete, hatte den zündenden Einfall - exakt passend zur Zähringer-Habsburgerstadt: Drei Könige könnten es richten, und Charlotte Burkhard ging daran passende Männer zu suchen.
Man begann mit einem ersten kleinen Team, improvisierte, überredete Freunde oder Bekannte, lernte dazu und staunte über den stetig anhaltenden Erfolg. 2012 werden es schier unglaubliche 20 Jahre sein, dass die brillante Idee gehalten hat. Die Drei Könige sind zu einem Symbol der Rheinfelder Adventszeit geworden, sie stehen für ein unkonventionelles Sozialwerk, das in diesen zwei Jahrzehnten eine enorme Summe zum Wohl der Kinder gesammelt hat Sie stehen in all ihrer Pracht aber auch für Rheinfelden, die kleine Stadt, die in der vorweihnachtlichen Zeit noch einmal so richtig stimmig zu sich selbst kommt.
Welch ein Glück, dass Marianne Schärrer sehr gut nähen kann. All die morgenländische Kostbarkeit auf dem kleinen Podest stammt aus ihrer Hand. Sie liebt schöne (Vorhang)Stoffe und ist erst dann zufrieden, wenn die Kleider "würdevoll aussehen" und den Männern jene warm ausgepolsterte Entrücktheit verleihen, an der man als eiliger Einkaufs-Passant schlicht und einfach nicht vorbeikommt.
Mindestens einen Franken (oder oft auch Euro) ist das Rätsel wert, wenn nicht gar zwei oder fünf, was durchaus vorkommt Die Münze landet im Kupferkessel, die drei Orientalen rühren sich, stossen ihren schmucken Hirtenstab ein bisschen ruppig aufs Podest und verneigen sich unisono. Hundert Mal pro Einsatz, wenn die Passanten geizig sind. Mehrere hundert Mal, wenn das "Geschäft" gut läuft. Vor allem die Kinder staunen und lassen sich kaum fortziehen von den Weisen aus dem fernen Orient Denen huscht dann schon mal ein leises Lächeln über die regungslosen Mundwinkel.
Der Organisationsaufwand ist enorm, das kann man sich denken. Charlotte zählt auf: ,,36 Männer zwischen 24 und 70 teilen sich jeweils zu dritt die zweistündigen Auftritte." Oft sind es Freunde, die an der Königsrolle im Team ihren Spass haben und immer in der gleichen Besetzung teilnehmen. Aber das heisst: Es muss einen stattlichen Vorrat von schönen Gewändern und noch mehr Hüte geben, denn die wenigsten Männer haben die gleiche Statur, die gleiche Hutgrösse.
Oft heisst es in letzter Minute nachbessern, weil ein Kandidat nicht kann und der herbeigemailte Ersatzkönig einen neuen passenden Turban braucht Marianne Schärrer hat auch dann Geduld und Freude, wenn es knapp kommt. Sie naht und stickt und findet immer wieder ein kleines Juwelchen, das aus einem schlichten Gardinenturban ein unschätzbares Kunstwerk aus dem Morgenland werden lasst.
Dass am ersten Advent drei Stadtrate aufs Podium gehen ist eine schöne Tradition, welche die Organisatoren auch ein wenig stolz macht. Alles ist Ja vollkommen freie Eigeninitiative, ohne ein Vereins- oder Gruppengefüge im Hintergrund. Und alles ist geschenkt, denn der Reinerlös fliesst in vollem Umfang in den Zottelbär. Die Stoffe für die Roben, die Arbeit, die Schminke, der Königswein nach dem jeweiligen Aktschluss und sogar der Kupferkessel für die Münzen - alles basiert ganz und gar auf Sponsoring.
Hoch erfreut ist das Team über die Tatsache, dass sich die Könige heute im Rathaus umziehen und schminken können. Die "Ankenwaage" bietet den schlicht idealen Rahmen als Künstlergarderobe, Rückzugsort und Catering-Zentrum.
„Das hatten wir jahrelang in unserem Haus im Städtli". erzahlt Charlotte Burkhard schmunzelnd und erinnert sich, dass die adventlichen Nachsitzungen am späten Samstag- oder Sonntagabend entsprechend lang und gesellig ausfielen. Sich an den Adventswochenenden etwas anderes vorzunehmen, das hat sich die Familie Burkhard ohnehin schon langst abgewöhnt, denn die Drei Könige gehen einfach vor.
Immerhin, seit einiger Zeit wurde das Organisationsteam erweitert und zwei Frauen übernehrnen jeweils ein Wochenende Drei-Königs-Dienst Die Einsatzplanung läuft aber weiterhin bei Charlotte Burkhard zusammen. Sie erstellt im Herbst eine punktgenaue Terminliste und reagiert auch im Fall von Problemen sofort Sogar Könige haben ja dies und das und nicht immer frei.
Und so sind die wechselnden drei Herren zu einem unverzichtbaren Vor-Weihnachtsgeschenk für Rheinfelden geworden. Und für die Kinder des Zottelbärs ein Segen. Bleibt uns zu sagen: Herzliches Dankeschön, und bitte warm anziehen für die nächste kalte Jahreszeit. Rk